Reha nach Hüft-Op (Teil 1)
Geneigte Leserschaft, es gibt eine Information, die ich ihnen bisher vorenthalten habe. Seit einer Woche habe ich eine neue Hüfte. Wie es dazu kam, ist eine längere Geschichte, die ich an anderer Stelle erzählen werde. Nun bin ich in einer Rehaklinik in Essen und darf 3 Wochen lang ins Trainingslager. Und da dachte ich, vielleicht interessiert euch ja, was hier so passiert? Die meisten Menschen erleben so was ja erst, wenn sie etwas älter sind. Die Leute hier sind total verblüfft, wenn sie in meine Akte gucken, so jung und schon eine neue Hüfte? Nun ja, in allen Akten, auf allen Aufklebern, da steht, ich sei 1989 geboren. 20 Jahre jünger, das wäre ich wirklich gern. Hier fühle ich mich eher 20 Jahre älter. Ob ich den Fehler aufklären soll? 🤭
Gestern meinte der sehr nette Oberarzt, als er meinen Beruf sah, „Oh, dann gibt es bestimmt bald Artikel: mein Zimmer, das Essen, der Physio usw“ Richtig, genau das gibt es! ☺️
Für alle, die so was noch nicht hatten. Man sucht sich die Klinik nicht wirklich aus. Der jeweilige Rententräger erstellt eine Liste, mit welchen Kliniken er zusammen arbeitet. Sie sollen nicht weiter als 200 km vom Wohnort weg sein. Für mich hat das alles der sehr nette und kompetente Sozialdienst der Uniklinik Düsseldorf organisiert. Und da unsere Vorlaufzeit nur bei 3 Wochen lag, war nicht allzu viel Auswahl. Als ich meinte, Essen-Kettwig, das ist doch schön, sagte der Herr vom Sozialdienst: „Ja, Essen-Kettwig ist schön, die Klinik, die ist … nun ja.“ Ok, nachdem ich gegoogelt hatte, wusste ich, was er meint. Ein großer, etwas abgerockter Komplex, aber die Bewertungen der Behandlungen waren gut und ich wollte lieber schnell beginnen. Außerdem dachte ich, zur Not kann man mich hier am Wochenende mal besuchen.
Dienstag morgen war es dann soweit, ein kleiner Bus holte mich zu Hause ab. Wir sammelten noch zwei alten Herren ein, gefühlte 100 Jahre. Der erste Tag war dann vor allem mit dem Ausfüllen von Formularen, Gesprächen mit den Ärzten usw gefüllt. Aber ganz ehrlich, allein, die langen Wege hier, haben mich total geschlaucht.
Das Zimmer ist ganz in Ordnung, riesig groß, sauber und mit tollem Ausblick.
Mein echtes Training beginnt morgen, ich glaube, ich bekomme ein straffes Programm. Im Moment fühle ich mich total platt, erschöpft irgendwie. Das liegt wohl an meinem niedrigen HB-Wert, ich habe während der OP wohl viel Blut verloren. Die Schmerzen halten sich in Grenzen, vor allem die Narbe zieht, ganz ohne Schmerztabletten geht es aber leider noch nicht.
Dem Thema Essen werde ich noch mal ein eigenes Kapitel widmen. An der Stelle nur so viel: es ist genau so wie ihr euch das vorstellt. Aber es gibt eine Cafeteria, wo es gesunde Pizza oder Pommes gibt. Und einen richtigen Café!!!
Bisher hab ich noch nicht mit vielen Leuten gesprochen. Ich beobachte noch. Versuche zu erkennen, wer welches Problem hat. Denn außer den orthopädischen Fällen, gibt es hier noch Herz- und Longcovid Patienten.
Ein junger Mann, sitzt immer mit seiner Mutter im Speisesaal. Sie mit einer Tasche voll kleiner Tupperdosen, mit „seiner“ Wurst. Eine Clique Frauen, eher osteuropäisch, hat sich gefunden, da wird viel gelacht. Männer in Trikots werfen sich Sprüche zu, wie “Ach, ne, kommste auch mal zum Frühstück.“
Eine Frau (auch Hüfte) im Aufzug gestern, machte einen netten Eindruck. Als ich sagte, na dann sehen wir uns ja jetzt öfter, meinte sie: „Ja, gut, es gibt hier wenig normale Leute.“
Heute Abend wird zusammen Fußball (Deutschland-Ungarn) geguckt. Bin gespannt.
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